Liebe Maju, unzählige Male habe ich diese Anrede für dich gewählt, obwohl du sie nicht gerne hattest.
Wir waren fleißige Postkartenschreiberinnen. Fast aus jedem Urlaub haben wir uns geschrieben, bis es SMS gab.
Unsere Mutter hat sehr viele Karten aufbewahrt. Wir haben uns diese Karten nach ihrem Tod noch einmal angesehen, hatte viel Spass dabei.
Naürlich könnte ich ellenlang schreiben. Du hast mich schließlich mein ganzes Leben begleitet. Als Jugentliche mußtest du mich immer mitnehmen. Egal wo du hingingst, immer sagte Mutti: „nimm Inga mit". Du hast mir mal gesagt, wie dich das genervt hat, ich war wie ein Klotz an deinem Bein. Wenn du dich mit Freunden treffen wolltest hast du mir vorher klare Anweisungen gegeben: „Du sagst nicht, gar nichts. Sonst nehme ich dich nicht wieder mit“ Daran habe ich mich immer gehalten.
Du hast mich immer beschützt. Selbst als es dir im März sehr schlecht ging meintest du ich soll dich lieber nicht besuchen kommen, ich soll dich nicht leiden sehen, damit ich nicht so traurig bin.
Jetzt bin ich grenzenlos traurig!
Immer in Erinnerung werden mir unsere Kurzurlaube mit Mutti bleiben. Gegen 11.00 Uhr haben wir Mutti in der Nähe eines Cafes abgesetzt und sie gegen 16.00 Uhr wieder abgeholt. In der Zwischenzeit haben wir dann die Insel erkundet. In diesen Urlauben haben wir immer vieles reflektiert: unsere Kindheit, unsere Mutter, meinen Vater, unsere Berufe und vieles mehr. Diese Gespräche habe ich sehr genossen.
Abends haben wir dann gespielt. Eine Leidenschaft von uns beiden. Am liebsten Kniffel oder Tafli. Ich habe gerne mit dir gespielt, eins hat mich aber immer genervt: du hast viele Spielzüge endlos analysiert. Wenn ich sagte: spiel, meintes Du: gleich, ich will dir noch eben meine Taktik erklären.
Wie gerne würde ich mich jetzt von dir nerven lassen!
Liebste Marion, ich vermisse dich sehr.
In Liebe
Deine Schwester
Inga