Wir kannten Marion seit vielen Jahren, wie manch andere Freunde von Matthias. Näher kennengelernt haben wir sie aber erst 2018, aus Versehen, würden wir sagen.
Wenn Matthias etwas gut findet, dann möchte er das gern mit seinen Freunden teilen. Matthias und Dagmar hatten ein kleines Hotel in Sestri Levante an der ligurischen Küste südlich von Genua entdeckt. Da wollte Matthias „seine Lieben“ zu einer gemeinsamen Urlaubswoche versammeln.
Mit Marion und Rainer haben wir schöne Wanderungen unternommen. Unser „ärztliches Augenmerk“ galt einzig Rainer mit seinen coronaren Risiken und wir haben unsere Wanderapotheke etwas erweitert. Marion imponierte als agile und sehr fitte Partnerin. Mit ihrem Alter hatte sie nichts zu tun. Als wir beim Einkaufsbummel ein Auge auf dasselbe rote Minikleid geworfen haben, konnte sie das noch gut eine Handbreit über dem Knie tragen. Bei mir scheiterte es nicht nur daran. Auch meine schönsten Etuikleider, die ich in illusionärer Verkennung im Kleiderschrank aufbewahrt hatte, konnte Marion mit Grandezza tragen.
Die fitteste Siebzigjährige, die wir kennen, sagten wir sechs Monate später auf ihrer Geburtstagsfeier, organisiert vom Fanclub Marion Pein. Siebzig, das war eine Zahl, die wir mit einigen älteren Herren unter unseren Freunden in Verbindung brachten, aber nicht mit Marion.
Unter ganz anderem Vorzeichen haben wir letztes Silvester in Ahrenshoop noch einmal gemeinsam Urlaub gemacht. Jetzt war Marion durch ihre Krebserkrankung geschwächt, die im Oktober über sie hereingebrochen war. Wir sind noch gemeinsam am Strand spazieren gegangen, wir haben noch eine kleine Fahrradtour mit dem E-Bike gemacht, wir trafen Marion und Rainer „an der Ecke“, einer Hafenkneipe auf der Boddenseite von Ahrenshoop. Und quasi als „Aperitif“ haben Ralf, Rainer und Marion die vorabendlichen Skatrunden wieder aufgenommen. Dann kam nochmal ihr ganzes Temperament zum Vorschein.
Wir haben Marion noch voller Pläne und Rainer als sehr fürsorglichen Partner erlebt. „Prinzessinnenhütte“ nannte Marion das kleine Holzhaus, das Rainer für seine Enkeltochter in Schwiepke gebaut hatte. Jetzt war sie selbst die „Prinzessin“ wider Willen und Rainer immer für sie da.
Wir denken oft an Marion - und an Rainer an ihrer Seite.
Doris Fischer-Radizi und Ralf Radizi