Am 20. Oktober 2019 simste mir Marion: „Jetzt hat es mich erwischt“. Lungenkrebs.
Bum! Das war fast nicht vorstellbar. Isolde war gestorben, davor Regula. Das war alles schon so traurig und fast nicht zu begreifen. Marion hatte ihre Freundinnen sehr eng begleitet. Nun hat es sie mit Krebs „erwischt“? Ich wollte das nicht wahrhaben.
Anfang Februar habe ich Marion getroffen. Sie hatte eine harte Therapie überstanden, die sie mit viel Kraft und voller Hoffnung hinter sich gebracht hatte. Dann sagte man ihr, hat nicht viel gebracht. Das war ein echtes Down. Sie hatte entschieden, sie macht das nochmal. Zeit gewinnen. Eine harte Entscheidung: „Den Februar kann ich abschreiben.“
Als ich Marion kennenlernte- so Ende der achtziger Jahre- hatte ich immer etwas Angst vor ihr. Sie war so direkt, so zielorientiert und bedingungslos. Dann kam sie auch noch gerne sehr spröde daher. Oh ha! Vorsicht, sagte ich mir. Die Dame hat Haare auf den Zähnen. Sie hat mich sehr verunsichert. Ich kam sehr spät und von außen zur GAL, hatte aber früh klar: Sie war eine der grande Dame bei der GAL- neben Isolde natürlich.
Viele Jahre später fanden wir uns dann bei Regula und Christian wieder ein zum Kartenspielen. Sie hatte aufgehört zu rauchen. Es war eine entschlossene Radikalkur. Nicht Rauchen, nicht trinken. Klar wie Marion: machst du das eine nicht, machst du das andere nicht. Logisch! Sie hat es beschlossen und dann einfach gemacht. So ein ganz kleines Türchen hatte sie sich zunächst mit den Zigarillos aufgehalten. Ihre Entschlossenheit hat mich jahrelang beschäftigt. Meine Versuche liefen alle fehl.
Marion hat mich manchmal in Berlin besucht, manchmal haben wir uns in Hamburg getroffen. Ich konnte ihr alles sagen, über das, was man so macht, über alles reden, ihr alle Zweifel mitteilen. Ihr Augenmerk war immer sehr scharf; ich wollte es ja auch.
Sie war eine harte Nuss. Sie schätzte Klarheit, logische Schlussfolgerungen, kein Geschwurbel, keine Selbsttäuschung. Sie forderte ein, man möge doch erkennen, was zu erkennen möglich ist.
Marion konnte diese unendliche Wärme geben, diese Solidarität und das Gefühl, man ist gemeint. Sie kümmerte sich immer um ihre Lieben mit unglaublicher Hingabe. Sie war so verbindlich - bis zum Letzten.
Ich werde meine Freundin in Erinnerung behalten als eine unglaublich entschiedene Frau, die immer ihrer ungebrochenen klaren Überzeugung gefolgt ist. Sie hat ihre Überzeugung gelebt! Dazu gehörte auch ihre Wärme, Ihre Bereitschaft zuzuhören und zu diskutieren, ihr großes Herz für andere, für jede Notlage stand sie ein, sie war immer bereit für die bedingungslose Solidarität mit Freunden.
Marion war so eine entschiedene, so sanfte Person.
Ciao
Gaby