Marion war ja eigentlich schon in meinem Leben, bevor ich in meinem Leben war. Seit ich mich erinnere ist sie ein selbstverständlicher Teil davon. Ich werde mit ganz vielen Erinnerungen an sie weitergehen, aus Kinderperspektive, aus Erwachsenenperspektive und an unterschiedlichsten Orten und Situationen, auch Erinnerungen die gar nicht meine sind, sondern aus Erzählungen von Ralf und Papa und ihr, von den Dingen die sie bevor es mich gab zusammen gemacht und erlebt haben. Eine Lieblingserinnerung davon ist auf dem Foto zu sehen – ist garnicht meine, aber ein ziemlich cooles Bild, das ich vor allem damit verbinde: Marion hat mich ziemlich beeindruckt. Für mich ist sie eine dieser starken Frauen, die Mädchen in ihrem Leben brauchen. Mir hat sie allein dadurch schon eine Menge mitgegeben, mit ihrer Klugheit, ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Autonomie. Ich mochte sie auch dafür, dass sie lustig war und gesellig und nicht nur mir – aber eben mir – zugewandt und dass sie eine tolle Freundin war. Sie hat ihr Leben so gelebt, dass ich oft dachte, so will ich das auch machen. Zum Beispiel nicht einfach nach einer bewegten Politvergangenheit, sich in den Politruhestand bewegen und Themen links liegen lassen, um sich stattdessen auf Zweierbeziehung oder Familie zu konzentrieren. Als ich jugendlich war, fand ich es unfassbar cool, dass sie und Rainer so lange zusammen sind und sie trotzdem in einer WG gewohnt hat. Als sie krank wurde, hat es mich wiederum sehr berührt sie so zusammenrücken zu sehen. Rainer, ist natürlich auch jemand, der ohne Marion nicht in meinem Leben wäre, auch ihn möchte ich nicht missen. Es lässt sich garnicht abschätzen oder ausdrücken wie sehr und wo sie mir überall fehlen wird. Es war toll, mit ihr zum Wintersalon zu gehen und ich fand es schön, ihre Frauengruppe kennengelernt zu haben. Ich habe all die Sonntage, die wir zusammen verbracht haben, sehr genossen. Das wird mir tierisch fehlen, aber ich fühle mich auch sehr beschenkt, mit der Zeit, die ich mit ihr hatte. Einfach nur weil ich an sie denken musste, hab ich sie neulich noch angerufen, das war so nett, ich glaube daran werde ich mich lange erinnern. Insgesamt bleib ich mit großer Dankbarkeit zurück.
Linn Vertein