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Unter Pyromanen

Mobirise

Ostern. Zu allererst ein Anlass, Feuer zu legen.

Etwas anzuzünden, in Brand zu setzen war, was Marion, stand es in Aussicht, helllicht entflammt liebte. Ja, liebte. Feuer zu entfachen zu verzehrendem Brennen, dass lieben die, die Glut in sich tragen und Hitze nicht scheuen. Und so eine war Marion.

Einstmals zu Ostern lockte uns die Aussicht auf erhebendes Geprassel und haushohes Blecken aufs Feld nahe Meuchefitz, wo Dörfler und Landkreis-Szene eine hitzeversprechende Miete aus Holz, Heu und undefinierbar Brennbarem aufgehäuft hatten: 7 m lang, 3 m tief und 2,5 Meter hoch.

Nach bewährter Manier machten Marion, Rainer und ich uns gen Mitternacht auf zur Feuerstelle. Statt zu wohl vorbereitetem, zu Großem eingerichtetem Osterfeuer erschienen wir jedoch nicht etwa zu lichterlohem Brande. Ein menschenverlassener Ort und ein marzipanbrot-förmiger Laib aus Organischem war alles, was wir vorfanden. Eine stark schwelende Kerbe in seiner Mitte machte aus dem Berg Brennbarem einen ‚Scheiter‘Haufen. Erst hatte der entzündete Brand sich nach unten gefressen, dann waren die Flammen an ungenügender Verdichtung und einsetzendem Regen eingegangen. 

Die Osterfeuerfeiergesellschaft konnte nicht mit wahrhaften Liebhabern einer Feuersbrunst gespickt gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht aus dem Qualm gemacht. Der in den Riesenhaufen hineingekohlte Spalt und der Gedanke: Was gibt das für ein Knastern, wenn wir die Lücke überbrücken und beide Seiten der Miete aufflammend vereinigen können, ließen Marion und mich zur Tat schreiten. Wir nahmen uns nicht einmal Zeit, um die Ärmel hochzukrempeln.

Weil es nötig ist, auf Pyromanen aufzupassen, nahm Rainer Platz auf einer von den Deserteuren zurückgelassenen Ruine – einstmals ein „Regie-Stuhl“.

Stundenlangem Bemühen dankten wir es endlich, dass sich das bei unserem Eintreffen ersterbende Feuer, vollständig reanimiert, ins Leben hob.

Dadurch, dass wir immer wieder immer mehr Zweige, Äste, kleine und größere Stämme von den Seiten in die Mitte der Miete gezerrt hatten, hatten wir glücklich unser Ziel erreicht. Wir beide rochen schon wie ‚Köhler an Räucheraal‘, als der Morgenwind die Backen aufblies und uns unseren Flammen-Lohn auszahlte – auf Heller und Pfennig. Die getrennten Teile des Haufens flammten auf und schlugen, wie uns schien, bis in den Morgenhimmel. Das brachte Krähen auf Reiseflughöhe, und wärmte uns und unseren Mut.

Ohne Brandwunden machten wir uns auf den Weg zurück. Nur Blasen an den Händen und ein wildes Glücksgefühl nahmen wir mit nach Schwiepke in den neuen Tag.

Ich bin schrecklich unglücklich darüber, dass ich solch Glück nicht mehr mit Marion teilen kann. Sie fehlt fürchterlich.

Froh aber bin ich darüber, dass Rainer noch Regie führt.

Jürgen Rufenach


 

Impressum: Rainer Link, Harkortstraße 48, 22765 Hamburg, mail@erinnerung-an-marion-pein.de